Kennst du das Land, wo die Mangos blühn?*

[Do You Know the Land where the Mango Trees Blossom?]

Donal K. Coffey National University of Ireland, Maynooth donal.coffey@mu.ie

Chintan Chandrachud, der als Rechtsanwalt in einer Londoner Kanzlei arbeitet, veröffentlichte 2017 eine Untersuchung zum judicial review in Großbritannien und Indien nach Verabschiedung des Human Rights Act (HRA) im UK 1997 (Balanced Constitutionalism: Courts and Legislatures in India and the United Kingdom). Sein neues Werk, The Cases that India Forgot, bietet eine populäre |Einführung in eine Reihe von weniger bekannten Fällen des indischen Rechts seit Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1947. Es ist in vier Abschnitte unterteilt – Politik, Gender, Religion und nationale Sicherheit – mit insgesamt zehn Fällen, die über diese vier Abschnitte hinweg betrachtet werden. Jeder Fall wird kontextualisiert, wobei auf die Umstände der Parteien, die vor diesem Gericht erschienen sind, sowie auf einige spannende nuggets über die Dynamik innerhalb des Gerichts geachtet wird. Die Urteile der verschiedenen Gerichte werden dann kurz und für den allgemein interessierten Leser, der mit den Nuancen der indischen Rechtsdebatten vielleicht nicht vertraut ist, verständlich dargestellt.

Die ausgewählten Fälle landeten schließlich vor dem Obersten Gerichtshof Indiens; mit Ausnahme des Kapitels über den Personenrechtsfall State of Bombay vs. Narasu Appa Mali, der vor dem Bombay High Court endete, aber wegen der Anziehungskraft, die er auf nachfolgende indische Gerichte ausgeübt hat, aufgenommen wurde.

Die gewählten Themen sind durchweg interessant und oft kontrovers; sie reichen von der Frage der Privilegien der staatlichen Legislative über sexuelle Übergriffe und Quoten im Kastensystem bis hin zur Einrichtung einer quasi-staatlichen paramilitärischen Truppe in Chhattisgarh. Chandrachud verschont das Gericht nicht mit Kritik, wo er sie für angebracht hält, was die Interpretation der Fälle belebt.

Das Buch ist am stärksten in seiner Analyse der inter- und intrainstitutionellen Dynamik der Staatsorgane. Besonders erwähnenswert ist wohl Kapitel 1 über die Gewaltenteilung. Es handelt von einem Fall, in dem die Versammlung von Utter Pradesh die Verhaftung von zwei Richtern des Obersten Gerichtshofs von Allahabad anordnete, die in einer Habeas-Corpus-Petition im Zusammenhang mit einem Fall von Missachtung des Parlaments gegen die Versammlung entschieden hatten. Dies erlaubt es dem Autor, die verschiedenen Machenschaften und politischen Erwägungen zu betrachten, die auf Landes- und Bundesebene unter Beteiligung von Politikern und der Justiz folgten – eine Aufgabe, die er mit einiger Verve erfüllt.

Der Leser wird auch in verschiedene Elemente der indischen Rechtsgeschichte eingeführt, darunter den Versuch, die berühmte Grundstruktur-Doktrin durch Indira Gandhi im Fall Minerva Mills zu umgehen, die Mobilisierung einer Frauenbewegung als Folge des Tukaram-Falls, die Anprangerung des Obersten Gerichtshofs durch Ambedkar bei seinem Eintreten für eine Verfassungsänderung und die Aktivitäten der Nationalen Menschenrechtskommission in Indien.

Die Monographie scheint in erster Linie darauf ausgelegt zu sein, diese Fälle einem nicht-juristischen Fachpublikum vorzustellen; und die Prosa ist so verfasst, dass sie auch für eine allgemeine Leserschaft verständlich ist. Zwei Kritikpunkte können jedoch gegen das Buch vorgebracht werden. Zum einen beginnt die Monographie zwar in einem fast atemlosen Tempo, scheint aber gegen Ende des Buches an Schwung zu verlieren. Die Chhattisgarh-Entscheidung, mit der der Band endet, kommt nicht wirklich zu einem Abschluss, obwohl dies vielleicht darin begründet ist, dass das Thema einfach noch nicht abgeschlossen ist.

Zum anderen gelingt es dem Postskriptum nicht wirklich, die verschiedenen Kapitel zu einer kohärenten Erzählung zusammenzubinden. Dies fällt umso mehr auf, als es unmittelbar auf die Diskussion der Chhattisgarh-Entscheidung folgt, aber es hätte dem Buch ein willkommenes Forum für eine zusammenhängendere Erzählung geboten. In dieser Hinsicht ist die Monographie vielleicht am besten als eine Reihe interessanter und informativer Vignetten zu betrachten – und nicht als eine akademische Abhandlung. Der zweite Kritikpunkt ist vielleicht etwas überzogen, da dies wahrscheinlich von Anfang an die Absicht des Autors war, und die Monographie als solche gelungen ist.

Notes

* Chintan Chandrachud, The Cases that India Forgot, New Delhi: Juggernaut 2019, XIII + 229 S., ISBN 978-9353450823